EEVE-System?

11.9.2025 - EEVE-System? Besser ist die ISEE- Erklärung - Wir nehmen als AGO - Autonome Gewerkschaftsorganisation Bezug auf die Antwort...
der Landeshauptmann-Stellvertreterin und weisen darauf hin, dass auf der Internetseite des Ressorts für Familie, Gesundheit und Sozialwesen die Folgen und Nachteile aufgelistet werden, sollte das EEVE- durch das ISEE- System ersetzt werden.

Diese Auflistung ist alles andere als richtig und zutreffend, denn:

  • das staatliche ISEE-System mag viel restriktiver und strenger sein, ist aber mit Sicherheit sozial gerechter und ausgewogener als das EEVE-System (wenn geschrieben steht, dass viele Bürger weniger oder keine Beiträge erhalten würden, dann sollten diese Bürger auch klar und deutlich genannt werden – es sind wohl in erster Linie wohlhabende SüdtirolerInnen).


  • glücklicherweise wurde für das Familiengeld das ISEE-System eingeführt, sonst würden auch hier wieder wohlhabende SüdtirolerInnen diese öffentlichen Gelder abkassieren (der ISEE-Wert wurde übrigens von der Landesverwaltung im Unterschied zum INPS immer noch bei 40.000 Euro belassen).


  • Interessanterweise gesteht die Landesregierung in dieser Auflistung ein, dass die Einkommen staatsweit niedriger sind. Warum sieht die Landesregierung dies nicht auch bei den Vertragsverhandlungen für den öffentlichen Dienst so? Dort wo ein Ausgleich der Südtiroler Inflation und somit des Kaufkraftverlustes verweigert wird?


  • Viele Bestimmungen seien mit den Sozialpartnern ausgehandelt worden und auf die lokale Wirklichkeit zugeschnitten - Wir sind der Meinung, dass das EEVE-System vor allem von den Südtiroler Wirtschaftsverbänden (besonders HGV) diktiert worden ist und damit vor allem auf die lokale Wirtschaft zugeschnitten wurde. Zudem werden Millionen von Euro an Beiträgen für die Abfassung der EEVE-Erklärungen vergeben, welche mit der ISEE eingespart werden könnten.


  • Die Landesregierung möchte den Zugang zu den öffentlichen Beiträgen selbständig steuern und nicht von einer staatlichen EDV-Infrastruktur abhängig sein - Wie anfällig die EDV-Infrastruktur des Landes Südtirol ist, müssen wir im Sinne der jüngsten Ausfälle wohl nicht betonen. Uns ist nicht bekannt, dass dies bisher beim ISEE-System jemals passiert ist.


Als AGO heben wir hervor, dass bei der ISEE-Erklärung vor allem die Restschuld von Darlehen für den Wohnbau eine beträchtliche Reduzierung des Vermögens bewirkt - diese Regelung fehlt bei der EEVE ganz.

Dass die Erstwohnung beim ISEE-System zum Vermögen hinzugezählt wird, ist schlichtweg falsch.

Zudem ist nach wie vor die doppelte Belastung für die Familien durch das Abfassen von zwei unterschiedlichen Erklärungen (EEVE und ISEE) vorhanden - alles andere als der mitgeteilte Bürokratieabbau!

Staatsweit werden alle öffentlichen Leistungen auf der Grundlage der ISEE-Erklärungen vergeben - warum sollte dies also nicht auch in Südtirol möglich sein? - Werden in unserem Land bewusst entsprechende Wirtschaftskreise bevorzugt?

Gehört etwa das Immobilienvermögen (Gebäude- und Grundbesitz) nicht auch zur wirtschaftlichen Lage einer Familie?

In der EEVE- Erklärung zählen z.B. die größten Hotels und Luxusressorts nicht zum Vermögen - Finden Sie dies etwa korrekt?

Mit der EEVE-Erklärung wird in Südtirol weiterhin eine Schicht der Bevölkerung, die Wohlhabenden und Reichen, unterstützt. Deshalb wundern Sie sich nicht, wenn, besonders in Südtirol, die Reichen immer reicher werden, während die breite Masse an Menschen immer ärmer wird. Wer bezahlt denn unsere PolitikerInnen, Führungskräfte und auch einige der Südtiroler Profisportler (Fußball, Hockey, u.a.)? Richtig - die große Mehrheit an Arbeitern und Angestellten, welche mit ihren Lohnsteuern den Landeshaushalt füllen. Alle Ehre und Respekt für den Tennisstar Carlos Alcaraz, welcher den Steuerwohnsitz trotz Millionengewinnen in Spanien behalten hat.

Als Autonome Gewerkschaftsorganisation AGO sind wir immer bestrebt, die Mitmenschen zu einem kritischen Verhalten zu bilden. Deshalb überlassen wir allen auch selbst die kritische Hinterfragung der gesellschaftlichen Entwicklung in unserem “viel gelobten und gepriesenen” Heimatland.


Mit freundlichen Grüßen

Dr. Andreas Unterkircher
AGO-Landesvorsitzende
335 69 02 375 - Andres.unterkircher@ago-bz.org

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