Offener Brief

6.5.2025 - Offener Brief an die Bediensteten des öffentlichen Dienstes...
Wer hat Angst vor der Gewerkschaft? Sind es die Arbeitnehmer oder die Arbeitgeber?

Wie nach Fahrplan der vom Landeshauptmann und der zuständigen Referentin vorgeschlagenen „Absichtserklärung“ (die die AGO abgelehnt hat) werden demnächst die Verhandlungen zur strukturellen Anpassung der Gehälter ab 01.01.2025, die der lokalen Inflation und dem Kaufkraftverlust Rechnung tragen sollte, und der Ausarbeitung eines neuen Lohnmodells, das einhergeht mit einer Überarbeitung der Einstufung des Personals und der dazugehörigen Definition der Berufsprofile, aufgenommen. In der Absichtserklärung wird auch das „Landesstabilitätsgesetz für das Jahr 2025“ zitiert, was dazu dient uns zu verstehen zu geben, dass, jenseits jeder Bemerkung und jeden Protestes der Gewerkschaften, die zur Verfügung gestellten Geldmittel für den Zeitraum 2025-2027 bei einer zugelassenen Höchstausgabe von 125 Millionen für das Jahr 2025, 125 Millionen für das Jahr 2026 und 125 Millionen für das Jahr 2027 bleiben werden.

Wir werden sofort verstehen, dass es keine reale Anpassung unserer Gehälter geben wird, wenn wir nicht mit konkreten Aktionen eingreifen.

Was können wir tun, um unsere Gehaltssituation aufzubessern?

Wie können wir mehr Einfluss nehmen, um bei den Verhandlungen ein besseres Resultat zu erzielen?

Wie viele der Bediensteten im öffentlichen Dienst sind bei einer Gewerkschaft eingeschrieben?


Fangen wir sofort mit der letzten Frage an und heben hervor, dass die Bediensteten des Bereiches des Landespersonals, der Gemeinden, der Altersheime, der Sanität, des WOBI usw. usw. am 30. November 2024 32.954 Einheiten betragen haben und von diesen 18.053 bei einer Gewerkschaft eingeschrieben sind. Wir sprechen hier von wenig mehr als der Hälfte des sich im Dienst befindlichen Personals. Über das Ergebnis im Prozentsatz das 54,7% ausmacht, können wir gleich im Anschluss nachdenken, sofort nachdem wir uns die Zahlen der staatlichen Lehrpersonen angesehen haben. Für die Schule ist das im Dienst befindliche Personal immer am 30. November 2024 von 10.385 Einheiten und von diesen sind 7.522 bei einer Gewerkschaft. Hier finden wir schöne 72,5% der Arbeitnehmer. Man könnte sofort denken, dass die Lehrerschaft eine Kategorie für sich ist, aber dem ist nicht so, sie sind auch Arbeitnehmer und es gibt keinen Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und Einschreibung bei einer Gewerkschaft.

Wenn wir uns die Daten der ganzen Führungskräfte im öffentlichen Dienst ansehen, die 672 Einheiten sind, sehen wir, dass in diesem Kontext die Gewerkschaftseinschreibungen sogar einen Prozentsatz von 84% erreichen. Man fragt sich, ob sie schlauer sind, dass sie so gewerkschaftlich organisiert sind. Sie erreichen aber auch immer und in kürzester Zeit gute Verträge und hohe Löhne.

In der Vergangenheit haben sich die Menschen aus verschiedensten Gründen bei einer Gewerkschaft eingeschrieben, darunter auch die Notwendigkeit sich vor dem Arbeitgeber zu schützen, der Wille die eigenen Rechte zu wahren, um einen Beistand bei Arbeitsstreitigkeiten zu haben und vor allem um eine Stimme zu haben, die sie vertritt.

„Repräsentativ“, das ist das Wort. Je mehr wir sind, um so mehr zählen wir!

Nach diesen Daten scheint es, dass die Gewerkschaften der Arbeitnehmer ihren „appeal“ verloren haben und dass einige Arbeitnehmer ihre Probleme lieber selbst in die Hand nehmen. Trotzdem bleiben die Gewerkschaften für die kollektive Vertretung und das Aushandeln von Rechten entscheidend. Wir wissen, dass die Regel der Mehrheit und der Repräsentativität beachtet werden muss als demokratisches Prinzip sowie als allgemeines Kriterium einer zivilisierten Gesellschaft. Wer die meisten Eingeschriebenen hat, der hat in den Entscheidungen mehr Gewicht. Andererseits sind zu starke Gewerkschaften ein Ungleichgewicht in der Dynamik der Kollektivverhandlungen.

Oft und in letzter Zeit sehr viele Arbeitnehmer bleiben in einer Gewerkschaft eingeschrieben, um von einigen essenziellen Dienstleistungen zu profitieren, wie dem Steuerbeistand und den Patronatsdiensten. Dieser leicht zu verstehende Aspekt hat aber großen Einfluss darauf, was für eine Art von Organisation ich aussuche, um meine Rechte einzufordern und um die Arbeitsbedingungen und die Gehälter zu verbessern. In der Tat ereignet sich ein ignoriertes Phänomen von Trennung oder Abspaltung von gewerkschaftlicher Tätigkeit, Dienstleistungen und erwarteten Ergebnissen. Hier wächst das Misstrauen und die Enttäuschung der Arbeitnehmer. Meist nähert man sich aus Not einer Gewerkschaft, ob sie jetzt von gewerkschaftlicher Art ist oder man die Dienstleistungen eines Patronats braucht. Bei den jungen Menschen ist das mangelnde Wissen über die Gewerkschaft und über die gewerkschaftliche Tätigkeit der wichtigste Grund, weshalb sie nicht eingeschrieben sind. Einige haben Probleme damit sich in eine Gewerkschaft einzuschreiben, weil sie Angst vor Vergeltungsmaßnahmen von Seiten des Arbeitgebers haben oder aus Angst „schlecht angesehen“ zu werden, vor allem wer einen befristeten Vertrag hat. Den neu Angestellten sollte aber erklärt werden, dass die Gewerkschaft als eine Ressource verstanden werden muss und nicht als eine Bedrohung, da sie aktiver Teil im Aufbau der Arbeitsbedingungen ist und der Garant der Einhaltung der Kollektivverträge.

Um auf die ersten beiden Fragen zu antworten, muss man sicherlich daran erinnern, dass die gewerkschaftliche Arbeit im Alltag Mühe kostet. Eine gesunde Mühe, wenn man klar vor Augen hat, wo man hinkommen will. Allgemein ist es grundlegend die Vertretung der Arbeitnehmer zu stärken, die Erkenntnis zu fördern und den Einsatz der Mitglieder und die eigene Präsenz an den Arbeitsplätzen zu festigen. Die Arbeitnehmer motivieren, stimulieren und antreiben und ihnen erklären, dass mit Sicherheit der beste Weg um als Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes bessere Ergebnisse zu erzielen, ein größeres Gewicht durch die Zahlen der Eingeschriebenen ist.

Um das „Gewicht“ einer Gewerkschaft zu erhöhen, kann man verschiedene Strategien anwenden.

Die einfachste ist es über die Gewerkschaft zu sprechen!

Zuletzt lassen wir die Arbeitnehmer antworten darüber wer vor der Gewerkschaft Angst hat, ob die Arbeitnehmer oder die Arbeitgeber.

Mit freundlichen Grüßen

Dr.Andreas Unterkircher
AGO-Obmann
335 69 02 375 - Andres.unterkircher@ago-bz.org

Stefano Boragine
AGO -Landessekretär
Tel.: 338 17 42 587 - stefano.boragine@ago-bz.org

AGO Service

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Bild: Gemälde von Edvard Munch